Vortrag im BeratungsForum: Autismus - Stärke oder Störung
Das Phänomen Autismus ist gekennzeichnet durch Besonderheiten in der Reiz- und Informationsverarbeitung. Diese Besonderheit äußert sich, insbesondere im Vergleich mit der Mehrheitsgesellschaft, durch eine andere, individuelle, Art zu denken, zu fühlen und zu handeln. Dies kann durchaus zu Herausforderungen im Alltag von Autist*innen und deren sozialem Umfeld führen.
„Aus dem Phänomen Autismus ergibt sich keine generelle Therapiebedürftigkeit“ reflektiert Michael Fischer, Bereichsleitung der Autismus-Kompetenz des Vereins Leben mit Behinderung Ortenau in Offenburg, „denn das Verhalten von autistischen Menschen ist grundsätzlich wahrnehmungsadäquat“. Dennoch werden die Besonderheiten in der Reiz- und Informationsverarbeitung gesamtgesellschaftlich als „krank“, „gestört“ und veränderungsbedürftig definiert.
Der zentrale Aspekt, in der täglichen Arbeit der Therapeut*innen bei Leben mit Behinderung Ortenau, ist die individuelle Perspektive der von ihnen begleiteten Klient*innen.
Michael Fischer betont in diesem Zusammenhang: „Wenn wir das Verhalten von autistischen Menschen verändern wollen, müssen wir bei der Wahrnehmung ansetzen.“. In diesem Zusammenhang darf nicht vergessen werden, dass das Verhalten von autistischen Menschen IMMER eine individuell-bedeutsame Funktion hat. Anstatt sich zu überlegen, wie wir das Verhalten autistischer Menschen verändern können, sollten wir uns darauf konzentrieren, die aktuelle Lebenssituation autistischer Menschen zu verbessern.